Im Fall der 69 an der bulgarisch-türkischen Grenze verendeten Rinder hat der Deutsche Tierschutzbund Strafanzeige gegen das Transportunternehmen wegen des Verdachts der Tierquälerei gestellt.
„Das Transportunternehmen hatte die Rinder in seiner Obhut und hat sie in eine lebensbedrohliche Situation gebracht, die zu erheblichen Schmerzen und Leiden und schließlich zum Tod aller Tiere führte. Als die Einreise in die Türkei verweigert wurde, ergriffen die Beschuldigten keinerlei Maßnahmen, um die Tiere vor Erkrankungen, Verletzungen und dem qualvollen Tod zu bewahren. Die trächtigen Rinder waren für Wochen eingepfercht und extremen Verhältnissen ausgesetzt“, sagt Evelyn Ofensberger, Leiterin der Rechtsabteilung beim Deutschen Tierschutzbund. Unter widrigsten Bedingungen - ohne Auslauf, ausreichend Futter und Wasser oder die Möglichkeit zum Liegen und während sich ein dicker Schlamm aus Exkrementen unter den Tieren sammelte – mussten einige Rinder ihre Kälber zur Welt bringen.
Das angeblich unerwartete Einfuhrverbot der türkischen Behörde ist keine Rechtfertigung für das Martyrium, das die Rinder erleiden mussten, stellt Ofensberger klar: „Das Transportunternehmen ist ein solches Risiko bewusst eingegangen, obwohl bekannt ist, dass auf Langstreckentransporten regelmäßig mit unerwarteten Hindernissen zu rechnen ist, die einen Transport verzögern oder gänzlich aufhalten.“ Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes handelten die Beschuldigten vorsätzlich, weil sie die Schmerzen und Leiden der Tiere billigend in Kauf nahmen.
Die zwei LKW mit 69 trächtigen Rindern waren am 12. September 2024 von Schönwalde im Elbe-Elster-Kreis in Brandenburg in Richtung der etwa 3.000 Kilometer entfernten Stadt Konja in der Türkei gestartet. Das Amt für Veterinärwesen, Lebensmittelüberwachung und Landwirtschaft in Herzberg hatte zuvor den Langstreckentransport genehmigt und abgefertigt. An der bulgarisch-türkischen Grenze bei Kapile verweigerten die türkischen Behörden dem Transport am 16. September die Einreise, da die Blauzungenkrankheit in Brandenburg ausgebrochen war. In katastrophalen Bedingungen auf den LKW verstarben innerhalb der nächsten Wochen sieben der 69 Rinder sowie die 13 in dieser Zeit geborenen Kälber. Am 15. Oktober wurden die noch lebenden Tiere, die sich in einem erbärmlichen Zustand befanden und kaum noch laufen konnten, von dem Transportunternehmen zu einem nahegelegenen Schlachthof gebracht, wo sie ohne Betäubung geschächtet wurden. Die noch ungeborenen Kälber verstarben nach dem Tod der Mütter im Mutterleib.
Der Deutsche Tierschutzbund hat die Strafanzeige gegen das ihm unbekannte Transportunternehmen an die Staatsanwaltschaft Cottbus übermittelt. Der Verband drängt auf eine lückenlose Aufklärung sowie eine tat- und schuldangemessene Ahndung.